Japanreise vom 11. bis 25. Mai 2005

Sicht au jour le jour
Eine Auswahl der Photos, um zu vergrößern

Jean Philippe und Cordula, die seit Januar aufgrund eines Arbeitsvertrages von Jean-Philippe in Japan sind, haben uns eingeladen, sie zu besuchen. Es war eine lange Reise mit einem Aufenthalt in London.
Nachdem wir um 7 Uhr morgens aufgebrochen sind, kommen wir um 3 Uhr (französischer Zeit) d.h. 10 h am folgenden Tag in Tokyo an, ohne eine Nacht gehabt zu haben. Den Jetlag werden wir noch zwei Tage später spüren. Es ist sehr angenehm, bei blauem Himmel über Sibirien und seine erstarrten Landschaften zu fliegen.  Außer, dass wir nicht 1. Klasse reisen und somit wie in einem TGV zusammengepfercht sind. Es gibt kaum Platz die Beine ein wenig zu bewegen. Der Lärm der Motoren begleitet uns die ganze Zeit, und so wissen wir beruhigt, dass alles funktioniert.
     Im Flugzeug verwöhnen uns die Stewardessen mit Essen und Trinken, sei es um geängstigte Passagiere in Sicherheit zu wiegen, oder auch um die Zeit schneller verstreichen zu lassen. Wir haben vor uns einen kleinen Bildschirm mit je 15 englischen Fernseh- und Musikprogrammen und einer Weltkarte auf der die Flugstrecke angezeigt wird. So können wir die Höhe, die Außentemperatur, die bereits zurückgelegte sowie die noch vor uns liegende Flugstrecke genau verfolgen. Zwischen zwei Nickerchen stellen wir fest, dass wir noch 6895 km hinter uns lassen müssen und können so beruhigt wieder einschlafen.

Es ist erstaunlich und wunderbar, dass uns diese fliegende Maschine von der einen Ecke der Erde mit in die andere nehmen kann und das bei einem Komfort, der vergleichbar ist mit dem vor 25 Jahren, wenn man Frankreich mit dem Auto durchquerte. 
Hier einige ausgewählte Eindrücke.

Mahlzeiten und Speisekarten

Die erste Schwierigkeit besteht darin, ein Restaurant zu finden, das eine Speisekarte auf Englisch hat, meistens müssen wir uns mit Photos oder Wachsmodellen zufrieden geben. Angenehm ist jedoch, dass man jedesmal beim Eintreten in ein Restaurant mit einem Glas Wasser oder grünem Tee empfangen wird. Des weiteren wird es uns auch nicht leicht gemacht, da wir mit Stäbchen essen müssen, was an sich schon nicht ganz einfach ist, gleichzeitig aber noch dadurch erschwert wird, dass man sich kniend vor dem Tisch befindet. Um dem Ganzen noch etwas Würze zu verleihen, haben die Japaner die Angewohnheit, lange Nudeln in einer Brühe zu servieren. Und das ist nun wirklich nicht sehr praktisch! Da gibt es sehr schnell Flecken auf dem T-shirt und die Krämpfe in den Beinen lassen nicht lange auf sich warten. Man muß die Schüssel mit den Nudeln unter das Kinn halten, versuchen mit den Stäbchen einige Nudeln zu erwischen und sie möglichst geräuschvoll einsaugen. Der Reis dagegen ist im allgemeinen sehr klebrig und lässt sich gut auf die Stäbchen schaufeln. Eher delikat wird es wieder mit den Sushis, die muss man nämlich als Ganzes in den Mund schieben, was eine Unterhaltung dementsprechend schwierig gestaltet. Natürlich darf nichts geschnitten werden! Die gute Seite dieser Mahlzeiten ist allerdings, dass sie einfach köstlich sind. Ich habe zwar noch keine Antwort auf meine Frage nach dem Pro-Kopf-Verbrauch an Reis pro Jahr bekommen, kann mir aber vorstellen, dass es sich dabei um eine beeindruckende Menge handelt.
     

Die Uniformen:       













 
Die Bürokraten sind alle gleich angezogen: dunkler Anzug, weißes Hemd und Krawatte. Ein wenig Vielfalt in den Krawatten ist auch schon alles, generell sind sie jedoch sehr geschmackvoll. Einige riskieren dann doch etwas Einfallsreichtum und tragen Hemden in himmelblau, cremefarben oder sogar gestreift!!
Ob in der U-Bahn, im Bus oder Zug, alle Angestellten sind in Uniform. Ebenso diejenigen, die auf der Straße die Parkplätze (für Autos oder Fahrräder) bewachen oder am Eingang eines Gebäudes stehen. Ihre Aufgabe ist es auf Ordnung zu achten, selbst wenn diese sich schon von alleine einzustellen scheint: unter den Passanten scheint es keine Hektik, kein Anrempeln und auch kein sich ärgern zu geben. Selbst die Scharen von Gärtnern, die die Parks pflegen, sind uniformiert.
Da machen natürlich auch die Schulkinder und die Jugendlichen keine Ausnahme. Jede Schule hat ihre eigene Uniform: Dunkle Hose für die großen Jungen, Shorts für die kleinen, dazu weißes Hemd und Mütze und für die Mädchen weiße Bluse mit Tuch, mit einem kleinen Knoten zusammengehalten, und Faltenrock (offizielle Länge bis unters Knie, aber sie beeilen sich die Röcke so weit wie möglich hochzuziehen) marineblaue oder weiße Strümpfe und dazu ein Hut. Die Schuhe sind zwei Nummern zu groß, da sie diese ständig ausziehen müssen… und dann erst ihr Gang. Die Mädchen haben alle X-Beine, die Füße nach innen gebogen, als ob sie auf Fässern gehen gelernt hätten. Wir konnten nicht herausfinden, ob es gerade in ist, so zu laufen, oder ob es sich um eine Deformierung handelt… Aber es ist auf jeden Fall beeindruckend. 

 Natürlich haben es mir die ganz Kleinen angetan.

Ordnung – Strenge - Pflichtgefühl

Ob auf dem Bahnsteig der U-Bahn oder an der Bushaltestelle; die Japaner warten alle brav in einer Reihe, schön geordnet und einen regelmäßigen Abstand zum Vordermann lassend. Zur Hauptverkehrszeit beschleunigen sie zwar ihre Schritte, aber immer noch geordnet und mit einer guten Portion an Steifheit und Zielstrebigkeit. Es gibt kein Gedränge, auch wenn man sich am Morgen in die U-Bahn quetschen muss, indem man sich am Türrahmen einhakt und einfach den Körper nach innen schwingt.
Diebe muss man in Japan nicht fürchten: die Fahrräder sind nur mit einem kleinen Schloss abgesperrt und man kann ohne Probleme seine schon getätigten Einkäufe im Fahrradkorb lassen, während man im nächsten Geschäft noch etwas besorgt. In der U-Bahn kann man ohne Probleme den Inhalt der offenen Damenhandtaschen überprüfen. Die Geschäftsmänner legen ihren Laptop auf den Sitz gegenüber oder ins Ablagenetz über ihnen, um dann beruhigt darunter zu schlafen, da sie ja völlig erschöpft sind. 
Wir haben auch nirgends Polizeistreifen gesehen. In einem sehr belebten Viertel konnten wir einen kleinen Unterstand bemerken, einem Zeitungskiosk nicht ganz unähnlich, in welchem 5 oder 6 Polizeibeamte waren, um eventuelle Fragen nach dem richtigen Weg zu beantworten (da ja auch die Straßen keine Namen haben). Dabei zögern sie auch nicht, sich zu bewegen und den sicheren Schutz des Kiosks zu verlassen, um einem die richtige Richtung zu zeigen. 
Neben den öffentlichen Telephonen sind die Telefonbücher noch vollständig und nicht einmal angekettet! In Frankreich praktisch unvorstellbar!

In der U-Bahn Wie überall sind auch die Hinweise in der U-Bahn selten auf englisch. Man muß sich also auf andere Art und Weise zurechtfinden. Glücklicherweise  hat jede U-Bahnlinie eine Farbe und jede Station eine Nummer. 
Sein U-Bahn-Ticket muss man am Automaten kaufen (Automaten, die Scheine akzeptieren, das korrekte Wechselgeld herausgeben und die v.a. funktionieren!) und zwar entsprechend der Strecke, die man gedenkt mit der U-Bahn zu fahren. Aber keine Panik; wenn man mal nicht genug gezahlt hat, kann man die Schranke am Ausgang nicht passieren und man bezahlt einfach den fehlenden Betrag beim "Mann in Uniform" und zwar ohne Preiserhöhung oder Strafe! Der Automat am Ausgang ist mit einer Schranke versehen, die sich nur bei nicht korrektem Fahrentgelt schließt, ansonsten behält sie einfach das Ticket und man kann durchgehen.
In den Gängen und auf den Bahnsteigen weisen Reliefstreifen am Boden sehbehinderten Menschen den Weg (die allerdings nie benutzt werden).
Ungeachtet der Tageszeit schlafen die Fahrgäste jeden Alters, im Sitzen oder stehend an den Haltegurten hängend oder sie spielen mit ihrem Handy. 

Sauberkeit                                 Alles ist sauber. Keine Papierchen auf dem Boden, aber auch nirgends ein Mülleimer, keine Graffitis an den Mauern und die Rasen und Gärten sind in einem einwandfreien Zustand. In der U-Bahn habe ich eine Putzfrau gesehen, die mit einem riesigen Wattebausch den Zwischenraum zwischen Treppe und gefliester Wand gereinigt hat. Die immer sauberen öffentlichen Toiletten sind "kostenlos" und leicht zu finden.


Die Straßen

In den belebten Einkaufsvierteln sieht man riesige sehr bunte leuchtende Schilder und gigantische Fernsehbildschirme mit Ton. Viele Leute, die alle ohne zu zögern aber auch ohne Hektik ihrem Ziel entgegenstreben. Vor den Geschäften schreien Verkäufer ihre Sonderangebote heraus oder versuchen mit nasaler Stimme die Käufer anzulocken. Hier konnten wir endlich das belebte Tokyo bestaunen.


 
Im Businessviertel ragen die Hochhäuser mit ihren Glasfronten über die Gärten. Auf den Dächern dieser Gebäude sieht man Sportgelände, Hubschrauberlandplätze, alles ästhetisch sehr schön angelegt. Wir fühlen uns durch die Hochhäuser nicht eingeengt, da die Straßen breit sind und in ihnen auch immer diese Ruhe herrscht. 
Ein Stückchen weiter kreuzen sich Straßen und Autobahnen über und unter den Zuglinien, so dass dieses Gewirr aus Verkehrswegen wie ein riesiges Spinnennetz aussieht. Die elektrischen Kabel sind noch oberirdisch und prägen das Aussehen der Straßen. Im Falle eines Erdbebens scheint dies die Hauptgefahrenquelle zu sein. Jean-Phi bestätigt uns, dass die Behörden die Kabel allmählich eingraben lassen und dass die Tendenz heute dahin geht, nicht nur schnell der Notwendigkeit entsprechende Bauten (v.a. Eisenbahnlinien und Autobahnen), sondern auch dem Auge gefällige und mit der Umwelt verträgliche Brücken und Gebäude zu bauen.

Mitten in dieser avantgardistischen Moderne des 21. Jahrhunderts erscheinen die Tempel, Pagoden und Schreine wie Wächter überlieferter Traditionen. 

                     
 







                                           
Viele Japaner fahren mit dem Fahrrad, z.T. mit Regenschirm und Handy in der Hand, dafür aber auf dem Gehsteig, auch in den kleinen Straßen, die von Autos praktisch nicht befahren werden.
 Weder Klingeln noch abrupte Bremsaktionen sind zu hören und zu beobachten.                                                                  
 

Die Gärten

 
     












Die Gärten sind großartig. Sie werden mit viel Hingabe und gutem Geschmack gepflegt.
Kleine Brücken überqueren die vielen kleinen Bäche und Wasserfälle, die alle mit viel Liebe angelegt wurden. 
             



Eine einzige Harmonie von Farben und Formen. Die Bäume werden gehegt und gepflegt, wie man es sich für ältere Menschn wünschen würde. Sie werden abgestützt, verbunden, verpflastert und geschnitten, damit sie dem Betrachter gefallen und auch, damit sie den Taifunen im Sommer und den Schneemassen im Winter trotzen. Die Japaner gehen gerne in ihren Gärten spazieren und sind auch sehr stolz auf sie.

Das Land 

Wenn man einmal aus den nicht enden wollenden Städten heraus ist, erstreckt sich vor einem ein mit Wasabi- und Reisfeldern übersähtes Land. Beim Anblick der Reisfelder denke ich immer zuerst an eine Überschwemmung. Einige Terrassenfelder. Keine kleinen Dörfer. Sehr schnell befindet man sich in den Bergen, die bis zum Gipfel mit dichten Laubwäldern bedeckt sind.                 





                   







Beim Onkel und Familienmitgliedern von Humi in der japanischen Tradition  In Matsumoto hat sich Humi, der Bruder von Ota-san und ein Freund von Cordula und Jean-Philippe um uns gekümmert. Er hat uns seine Stadt gezeigt und v.a. waren wir bei seiner Familie sowie bei Onkel und Tante eingeladen. Eine typisch japanische Familie, ein traditionelles Haus. Für uns war es eine große Erfahrung. 
 

Bei Sophie und Benoit

Wir haben auch Sophie und Benoit, die seit zwei Jahren in Tokyo leben, besucht. Wir konnten ihre Kinder sehen, die sich scheinbar sehr gut in das fremde Land integriert haben. Es war die Gelegenheit für uns, uns einmal ganz  alleine durch die Stadt und die U-Bahn zu wagen.

Die Läden

Wir waren erstaunt zu sehen, dass sich die Kassen im Supermarkt nicht in der Nähe des Ausgangs befinden und somit eine Barriere darstellen, sondern in der Mitte platziert sind. Man kann sich also mit seinem vollen Einkaufskorb außerhalb der Kassen bewegen. Viele Etiketten sind für uns unverständlich, die Preise sind aber in arabischen Ziffern angegeben. Allerdings ist z.B. beim Obst und Gemüse nicht klar, ob die Preisangaben nun für Gewicht oder für Einheiten gelten. Einkaufen kann unter diesen Bedingungen schwierig werden!    

Die Traditionen

Wir hatten das Glück zwei Hochzeiten zu sehen und die dazugehörigen Photosessions außerhalb des Tempels zu beobachten, die mit viel Zeremonie und Ernst durchgeführt werden.

     
         
In einem Tempel wurde ein traditioneller Tanz mit der dazugehörigen Musik, vorgeführt. Um den Tempel zu betreten, musste man die Schuhe ausziehen. 

                        

Tempel - Schreine - Pagoden - Paläste

Harmonie der Schwünge in den Fassaden, Skulpturen, Vergoldungen, Malereien auf Holz und kleine Altäre: all das ist sehr weit von unseren westlichen Traditionen entfernt und wir haben mit Respekt diese immer von Gärten und Teichen umgebenen  Orte bewundert.
        

   

   Yoyogi Park

Hier finden sich die Anlagen für die olympischen Spiele 1964. Bis in die 90er Jahre war es ein beliebter Treffpunkt für Jugendliche. Die Behörden haben diese Zusammenkünfte aufgrund der zunehmenden kleineren Delikte untersagt. Seitdem treffen sich die Vertreter der verschiedenen Gruppen (Punks, Breakers...) sonntags am Eingang des Parks. 
 

 
 

Francoises Eindrücke (31. Mai)
Deutsche Übersetzung von Cordula
Auszüge aus dem Tagebuch von Marc

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